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remembering, Öl auf Leinwand, 220 x 180 cm (Foto: Sascha Ritter) |
remembering vision
visionär (lat.), „seherisch, traumhaft, im geiste geschaut“. remembering vision: der versuch, dich daran zu erinnern,mit dem inneren auge zu schauen.
ein kleines beispiel: „lange zeit bin ich früh schlafen gegangen“, ein satz, der als ausgangspunkt vieler essays über die zeit, das schlafen und träumen diente – es ist der erste satz des romans „auf der suche nach der verlorenen zeit“ von marcel proust. der duft einer madeleine führte ihn in das reich des erinnerns und damit zum inneren monolog: eine literarische methode, die darauf abzielt, die vergangenheit durch die erinnerung wiederzugewinnen. der versuch, eine unbewusste zeit, eine innere zeit, in viele einzelteile zerlegte begebenheiten, das gewusel des lebens wieder zusammenzufügen, die über den grossen strom der assoziationen in einen poetischer raum münden. für die realität des erinnerns steht die metapher strom, der strom der uns durchfliesst in der tiefe des bewusstseins, uns hinweist auf überindividuelle, kollektive inhalte, die wir menschen im laufe der kultur geschaffen haben.
wir haben die fähigkeit entwickelt, uns unserer visionen zu erinnern, und damit dinge zurückzurufen, die sonst in einem langsamen prozess des absinkens aus unserer realität entschwinden. dazu gehört die fähigkeit des vergessens, sonst würden wir gefangene archivare unserer erinnerung, und damit nicht auf den punkt kommen: im hier-und-jetzt zu sein, in der gegenwart. durch den prozess des erinnerns und vergessens, die sich gegenseitig bedingen, entstehen die felder des erscheinens und des verschwindens, ihre grenzlinien, zonen, ihre formen, spuren, symbole und unscharfe ränder: das unsichtbare wird sichtbar. es entsteht eine innere welt, auch ästhetische einsichten wie in einem programm des psychischen automatismus. es tauchen fragen auf: WOHER WOHIN WARUM: die antworten finden wir in in uns selbst.
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